Neues Klassifikationssystem
bei Sehstörungen
Menschen nehmen 80 Prozent der Umgebung über ihre Augen wahr. Störungen im Sehen stellen Probleme in der räumlichen Wahrnehmung oder Orientierung dar und können die schulische Leistung und das Verhalten negativ beeinflussen. Dabei müssen nicht unbedingt die Augen oder der Sehnerv geschädigt sein. Es kann auch sein, dass das Gehirn Mühe hat, optische Reize zu verarbeiten. Dies bezeichnet man als visuelle Wahrnehmungs- oder Verarbeitungsstörung. Schätzungen gehen davon aus, dass rund 50 Prozent der Kinder mit Cerebralparese (CP) leichte bis schwere visuelle Wahrnehmungsstörungen haben. Dies kann mit spezifischen Tests untersucht werden. Jedoch gab es bisher noch kein «Tool», welches untersucht, wie die Kinder ihre visuellen Funktionen im Alltag nutzen und welche Hilfsmittel sie dafür benötigen.
Eine ausländische Forschungsgruppe hat nun ein Klassifikationssystem entwickelt, das «Visual Function Classification System» (VFCS). Dieses teilt die Kinder und Jugendliche mit Cerebralparese in fünf Kategorien ein. Kategorie I bedeutet, dass das Kind visuelle Funktionen erfolgreich und ohne Schwierigkeiten in sehbezogenen Aktivitäten einsetzt. Kinder in Kategorie V setzen ihre visuellen Funktionen selbst in sehr stark angepassten Umgebungen nicht ein. Sie benutzen häufig andere Möglichkeiten wie Tasten.
Eine Gruppe, bestehend aus Therapeutinnen und Therapeuten der Kinder-Reha Schweiz, arbeitet nun gemeinsam mit der Forschung an der Übersetzung des VFCS ins Deutsche. Sie erhoffen sich mit dem VFCS die Kommunikation zwischen den verschiedenen Professionen und den Eltern zu vereinheitlichen und somit das Kind und die Begleitpersonen durch eine adäquate Versorgung mit Hilfsmitteln und Therapien bestmöglich zu unterstützen.
Text: Bärbel Rückriem, Hubertus van Hedel, Silvia Schindler Foto: Adobe Stock
Fokus: Fortschritt
Forschung im Dienst der Kinder
In der Forschungsabteilung der Kinder-Reha Schweiz gehen Forschung und Therapie Hand in Hand. Lesen Sie dazu das Interview mit Hubertus van Hedel, Leiter Forschung und Franziska Spreitler, Leiterin Therapien.