Einfach mal weg
Campieren Sie gerne am See? Mögen Sie die Berge? Oder bevorzugen Sie doch eher das Ferienressort im Süden? Das Angebot an Familienferien – auch barrierefreien – ist vielfältig. Wir haben einige Varianten im In- und Ausland zusammengestellt.
Ferien! Nur schon das Wort weckt in uns schöne Gefühle, denn eine Auszeit aus dem Alltag, sei das von der Arbeit oder dem Leben in einer Institution, tut sowohl dem Körper als auch der Seele gut. Was darf es denn dieses Jahr sein? Planen Sie Strandferien, eine Wanderung in den Bergen, eine Reise durch ferne Länder oder doch lieber eine schöne Zeit auf dem Campingplatz?
Die Möglichkeiten, Familienferien zu verbringen, sind riesig. Auch für Familien mit Kindern mit Be-hinderung gibt es spannende Angebote, die auf individuelle Wünsche zugeschnitten sind. Allerdings lohnt es sich, früh zu buchen, denn die Nachfrage nach barrierefreien Unterkünften übersteigt das Angebot nach wie vor. Gerade Familienferien sollten sowieso gut geplant sein, denn es ist schade, wenn in den vermeintlich schönsten Wochen des Jahres die Erwartungen getrübt werden. Oft haben die Menschen – auch wenn sie sich nahestehen – unterschiedliche Auffassungen von Ferien.
Deshalb ist es wichtig, dass sich die Familie vorgängig viel Zeit nimmt, über Erwartungen, Vorlieben und Interessen zu sprechen. Finden Sie also gemeinsam heraus, wer welche Präferenzen hat! Nur so kommt jedes Familienmitglied in dieser wertvollen gemeinsamen Zeit auf seine Kosten.
Ferien am Meer
Sand, Strand, Sonne und Meer – Badeferien sind bei Schweizer:innen besonders beliebt. «Das ist auch bei unseren Kundinnen und Kunden so. Nordeuropäische Länder wie etwa Skandinavien, Deutschland oder Holland bieten zwar relativ barrierefreies Reisen an, werden bei uns aber seltener nachgefragt», bestätigt Helena Bigler von Procap Reisen. Das Reisebüro hat sich auf barrierefreies Reisen spezialisiert und vermittelt und organisiert sowohl individuelle Ferien als auch Gruppenreisen.
Helena Bigler schöpft aus einem grossen Erfahrungsschatz und weiss, dass die Erwartungen an schöne Ferien jeweils sehr unterschiedlich sind. Häufig wünschen sich ihre Kund:innen aber vor allem Entlastung und Erholung. «Eltern mit einem behinderten Kind reisen generell gerne an Orte, an denen sie nicht auffallen, die barrierefrei sind und eine Spitex-Unterstützung bieten. Zudem wünschen sie sich Gastgeber:innen, die auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen und etwa einen ruhigen Platz im Speisesaal organisieren können», so Bigler.
Bei der Wahl der Anbieter setzt die Reiseberaterin gerne auf altbewährte Gastgeber:innen, mit denen sie gute Erfahrungen gemacht hat. Ein wichtiges Kriterium für Ferien ist aber auch immer wieder der Preis. Bei Procap können zwar durchaus günstige Pauschalarrangements gebucht werden. Falls aber ein individueller Transport vom Flughafen ins Hotel nötig oder gewünscht ist, wird dieser zusätzlich in Rechnung gestellt. Strandferien in einem ausgewählten, barrierefreien Hotel in Italien kosten pro Person rund 500 Franken pro Woche im Doppelzimmer, inklusive Halbpension. Anreise nicht mit eingerechnet. Wer jetzt Lust auf Ferien in fernen Ländern bekommt und sich gerne beraten lässt, kann sich hier inspirieren lassen.
Procap
Im Wohnmobil unterwegs
Mal hier, mal da übernachten und trotzdem immer alles Nötige griffbereit haben – dies bieten Ferien im Wohnmobil. Für Familien, die diese Freiheit schätzen und gerne motorisiert und individuell in der Schweiz und im Ausland unterwegs sind, sei ein Motorhome der Stiftung Cerebral empfohlen. Die insgesamt drei rollstuhlgängigen Wohnmobile sind mit Lift, grosser Nasszelle und Toilette ausgestattet. Sie sind für bis zu vier Personen geeignet und können wochenweise gemietet werden. «Unsere Motorhomes sind besonders im Sommer sehr beliebt. Sie sind so konzipiert, dass man nicht nur auf Campingplätzen, sondern auch in der freien Natur übernachten kann», sagt Thomas Erne, Geschäftsleiter der Stiftung Cerebral. Für Personen, die bei der Stiftung Cerebral angemeldet sind, beträgt der Preis pro Woche rund 500 Franken, für alle anderen je nach Saison 1000 bis 1500 Franken.
Rollstuhlwandern oder ab aufs Bike
Wer lieber hier statt dort Ferien macht, findet auf der Webseite von Schweiz Tourismus Ferien-möglichkeiten speziell für Familien. Auch Familien mit einem Kind mit Behinderung finden online entsprechende Angebote. Für sie stehen zum Beispiel an aktuell zwölf Standorten geländegängige JST-Rollstühle zum Mieten bereit, mit denen Kinder und Erwachsene nicht nur holperige Wanderwege erkunden, sondern auch starke Steigungen bewältigen können. Einige Modelle sind mit einer Fernsteuerung ausgestattet, sodass der Rollstuhl auch von Begleitpersonen bedient werden kann. Über 70 hindernisfreie Wanderwege präsentiert zudem Schweiz Mobil.
Die Stiftung Cerebral setzt sich dafür ein, dass Familien gemeinsam aktiv sein und etwas Schönes erleben können. Deshalb bietet sie an zahlreichen Mietstationen in der ganzen Schweiz elektrisch unterstützte Spezialfahrräder sowie an fünf Schweizer Seen speziell gefertigte Doppelsitz-Kajaks an. Wer herausfinden will, welche Angebote in der Nähe seiner Ausflugs- oder Feriendestination vor-handen sind, wird auf der interaktiven Schweizer Karte fündig.
Weitere Informationen
Unterkünfte für Familien
Eine Umfrage aus dem Jahr 2017, die von Schweiz Tourismus durchgeführt wurde, zeigt: Die meisten Familien übernachten am liebsten in der Parahotellerie, das heisst, in Ferienwohnungen, Jugend-herbergen oder auf dem Campingplatz. Dies mit gutem Grund. Denn einerseits verfügen diese über viel Platz, manchmal sogar über eine Küche – und dies zu erschwinglichen Preisen. Wer nach barrierefreien Ferienwohnungen sucht, wird unter anderem beim Reisebüro Procap fündig. Auch die Stiftung Claire & George bietet eine Auswahl an Unterkünften mit barrierefreien Zimmern an.
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Kinderprogramm inklusive
Für Ferien, die unkompliziert sind und in denen sowohl die Kinder als auch die Eltern auf ihre Kosten kommen, sorgt der Ferienanbieter Schweizer Reisekasse (Reka). In den oft weitläufigen Anlagen stehen Ferienwohnungen mit guter Infrastruktur in verschiedenen Grössen und Preisklassen zur Verfügung. Wer möchte, kann von einem kostenlosen Mietservice für Babyartikel und -möbel profitieren. Für die Kinder und Jugendlichen stehen auf den Arealen Spielanlagen, Spielzimmer, Minigolf, Tischtennis und Hallenbäder bereit.
In elf Schweizer Reka-Feriendörfern sowie im Feriendorf Golfo del Sole in der Toskana, Italien, sind auch hindernisfreie oder bedingt hindernisfreie Ferienunterkünfte erhältlich, die regelmässig von Pro Infirmis geprüft werden. Je nach Ort und Saison kann auch eine kostenlose Kinderbetreuung gebucht werden. Falls ein Kind besondere Bedürfnisse hat, ist es ratsam, die Möglichkeiten vor Ort oder bereits im Vorfeld mit den Betreuenden abzusprechen.
Reka
Jugis als Vorreiter
Die Schweizer Jugendherbergen haben hinsichtlich Barrierefreiheit eine Vorreiterrolle. Sie haben schon früh in diesem Bereich investiert und ein spannendes Angebot geschaffen. In erster Linie richten sie sich an Feriengäste, die gerne Kontakte knüpfen, unkompliziert sind und das Hostel-Feeling mögen. Insgesamt 33 Jugis in der Schweiz sind hindernisfrei. 25 dieser Betriebe sind indes als «geeignet hindernisfrei» klassifiziert, acht weitere als «bedingt geeignet hindernisfrei». Die Über-nachtung für Blinden- und Therapiehunde ist kostenlos.
Da «barrierefrei» aber nicht für jede Person das gleiche bedeutet, finden die Gäste auf den Webseiten der Hostels zusätzliche detaillierte Hinweise. Wer schon länger nicht mehr in der Jugi übernachtet hat, dem sei Folgendes verraten: Die Hostels bieten je nach Standort mittlerweile sogar Wellness, Hallen-bäder und Fitnesscenter an. Auch Familienzimmer mit Dusche und WC sind buchbar und kosten in der Hochsaison für eine Woche ungefähr 1300 Franken für vier Personen, Frühstück inbegriffen. Wer also sowohl Wellness als auch barrierefrei möchte, der beachte zum Beispiel die Jugendherbergen in Laax und Saas-Fee.
Finanzielle Unterstützung
Familienferien belasten das Budget unter Umständen stark. Diese Unterstützungs-möglichkeiten gibt es:
- Stiftung Cerebral: Wer bei der Stiftung Cerebral gemeldet ist und aufgrund der Behinderung in den Ferien Zusatzleistungen beziehen muss, kann Unterstützung beantragen.
- Stiftung Denk an mich: Finanzielle Unterstützung für Ferien und Freizeit kann, unter Berücksichtigung der Richtlinien, bei der Stiftung Denk an mich angefordert werden.
Text: Regula Burkhardt
Fotos: zvg, Adobe Stock, Pixabay