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Fokus: Pflegende Angehörige

Alltägliche Bewegungsabläufe gesundheitsfördernd unterstützen

Kinästhetik beschäftigt sich mit der Frage, wie Bewegung gesundheitsfördernd gestaltet werden kann. Gerade in der alltäglichen Unterstützung und Betreuung von Kindern mit einer Behinderung kann Kinästhetik Veränderungen anregen mit den Zielen, die Bewegung des Kindes zu fördern sowie pflegende Angehörige körperlich zu entlasten.

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Alltägliche
Bewegungsabläufe
gesundheitsfördernd
unterstützen

Kinästhetik beschäftigt sich mit der Frage, wie Bewegung gesundheitsfördernd gestaltet werden kann. Gerade in der alltäglichen Unterstützung und Betreuung von Kindern mit einer Behinderung kann Kinästhetik Veränderungen anregen mit den Zielen, die Bewegung des Kindes zu fördern sowie pflegende Angehörige körperlich zu entlasten.

Die Betreuung von Kindern mit einer Behinderung stellt pflegende Angehörige vor zahlreiche Heraus-forderungen. Bei der Unterstützung von Positionswechseln oder bei Transfers tragen sie oft das Körpergewicht des Kindes. Deshalb leiden viele unter muskuloskelettalen Beschwerden, meistens im unteren Rücken oder im Schulterbereich. Es stellt sich deshalb die Frage: Wie kann ich mein Kind in seinen alltäglichen Bewegungsabläufen unterstützen, ohne mich dabei körperlich zu überlasten?

Das Kind mitbeteiligen

Kinästhetik geht davon aus, dass Hilfestellungen im Alltag so gestaltet werden können, dass das Kind seine Bewegungsmöglichkeiten nutzen oder sogar weiterentwickeln kann. Wenn es gelingt, dass es sich sinnvoll mitbeteiligt, bieten alltägliche Bewegungsabläufe viele Lern- und Fördermöglichkeiten. Zugleich reduziert sich dadurch die körperliche Belastung der pflegenden Angehörigen. Die Erfahrung zeigt, dass selbst Kinder mit schweren Beeinträchtigungen dank einer passenden Unterstützung ihre Bewegungsmöglichkeiten besser nutzen. Vielleicht gelingt es, sie beim Drehen zur Seite so achtsam
zu unterstützen, dass sie einen Arm oder den Kopf selbst mitbewegen lernen. Das tönt vielleicht nach wenig, kann aber für das Erleben und die Entwicklung des Kindes von grosser Bedeutung sein.

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Kinästhetik für pflegende Angehörige

Kinaesthetics Schweiz stellt für pflegende Angehörige
den Kontakt zu einer Fachperson für individuelle Beratung
und Schulung her.

Es ist unmöglich, eine rezeptartige Anleitung zu erstellen, wie Unterstützungen zu geschehen haben, damit Kinder ihre eigenen Bewegungen einbringen und weiterentwickeln können. Jedes Kind hat seine eigenen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Gewohnheiten. Und diese sind je nach Situation und manch-mal auch tageszeitabhängig unterschiedlich. Anstelle eines Rezeptes oder eines fixen Ablaufs braucht es deshalb ein grundsätzliches, verinnerlichtes Verständnis der menschlichen Bewegung. Kinästhetik fördert dieses grundsätzliche Verständnis auf einem sehr praktischen, erfahrungsbasierten und wenig
theoretischen Weg. Deshalb eignet sich dieses Fachgebiet auch sehr gut für pflegende Angehörige ohne medizinische oder pflegerische Ausbildung.

Die eigene Bewegung kennenlernen

Kinästhetik-Schulungen zielen darauf ab, dass die Teilnehmenden individuell für das Wahrnehmen ihrer eigenen Bewegung sensibilisiert werden. Pflegende Angehörige lernen so, frühzeitig zu erkennen, wann und wie sie sich körperlich belasten. Ein wichtiger Teil des Lernprozesses ist es, sich die eigenen Bewegungsgewohnheiten in Unterstützungssituationen bewusst zu machen. Dies
ist eine Voraussetzung dafür, neue Wege zu finden, um sich körperlich nicht zu überlasten.

Ein zentraler Aspekt ist das Bewusstsein, dass die Bewegung der unterstützenden Person und die Bewegung des Kindes in einem ständigen engen Wechselspiel stehen. In der Kinästhetik wird in diesem Zusammenhang von Interaktionen über Berührung und gemeinsame Bewegung gesprochen. Dabei hat zum Beispiel die Anpassung der Bewegungsgeschwindigkeit oder des Krafteinsatzes
einen wesentlichen Einfluss darauf, wie sich das Kind von sich aus beteiligen und sich in einer förderlichen Beziehung erfahren kann.

Probieren Sie es aus

Stehen Sie langsam von einem Stuhl auf. Achten Sie darauf, wie weit Sie dabei das Gewicht Ihres Oberkörpers nach vorne verlagern. Stehen Sie nun abermals vom Stuhl auf und ver-lagern Sie das Gewicht Ihres Oberkörpers einmal weiter und einmal weniger weit nach vorne. Nehmen Sie wahr, welche Auswirkung diese Gewichtsverlagerung darauf hat, wie viel An-strengung Sie einsetzen müssen, um Ihren Körper vom Sitzen ins Stehen zu bringen.

Gewichtsorganisation verstehen

Alle Menschen müssen ihr Körpergewicht fortlaufend in der Schwerkraft bewegen, egal ob sie liegen, stehen, aufstehen oder sich hinsetzen. Es ist sehr unterschiedlich, wie jemand die anatomischen Voraussetzungen nutzt, um das Gewicht der Körperteile in der Schwerkraft zu organisieren.

Diese einfache Bewegungserfahrung «Aufstehen vom Stuhl» zeigt auf, wie wichtig es ist, alltägliche Bewegungsabläufe aus der Perspektive einer funktionalen Gewichtsorganisation zu verstehen. Mit spezifischen Blickwinkeln lässt sich dieses Verständnis leicht in der eigenen Bewegung nachvoll-ziehen. Es gilt darauf aufbauend in der individuellen Interaktion herauszufinden, in welche Richtung die Gewichtsverlagerung des Kindes, zum Beispiel beim Aufstehen, unterstützt werden kann, möglichst ohne es zu heben.

Förderlich für die Gesundheit beider Beteiligten

Alltägliche Unterstützungen mit Gewichtsübernahme zu bewältigen, ist nicht nur für die Gesundheit der pflegenden Angehörigen problematisch. Auch für das Kind, das gehoben wird, ist es schwierig, seine eigene Gewichtsverlagerung wahrzunehmen und nachzuvollziehen. Als Folge davon wird es immer weniger fähig, seine vorhandenen Möglichkeiten zur Gewichtsverlagerung zu nutzen, ge-schweige denn weiterzuentwickeln. Möglichkeiten und Wege kennenzulernen, um die Bewegungen
des Kindes so zu unterstützen, dass sein Gewicht verlagert statt gehoben wird, ist deshalb für alle Beteiligte ein Gewinn.

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Care4Carers

Gemeinsam mit der Fachhochschule OST und gefördert von der schweizerischen Agentur für Innovationsförderung
(Innosuisse) startete Kinaesthetics Schweiz im April 2024 das Projekt Care4Carers: Prävention von Überlastungen für pflegende Angehörige. Die Absicht dieses Projektes ist es, ein auf die Bedürfnisse pflegender Angehöriger abgestimmtes Schulungs- und Beratungsangebot für die Pflege zu Hause zu entwickeln. Das Schulungsangebot soll Angehörige befähigen, die Pflege und Betreuung gesundheitsfördernd durchzuführen. Zusätzlich zielt das Projekt darauf ab, für dieses Angebot ein nachhaltiges Finanzierungsmodell zu entwickeln.

Text: Brigitte Marty-Teuber, Geschäftsleitung Kinaesthetics Schweiz
Foto: Adobe Stock

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